Exkursion der 9. Klassen nach Struthof
Am Mittwoch, den 13. Mai 2015, machten sich alle 9ten Klassen auf in das Konzentrationslager Natzweiler/Struthof. Wir fuhren mit 2 Bussen morgens vom Busbahnhof zusammen mit den Geschichtslehrern Frau Baßmann, Herrn Schorb und Herrn Wasner los in Richtung Straßburg. Das gute Wetter mit Sonnenschein und klarem blauen Himmel stand im grotesken Gegensatz zu dem, was wir dort zu sehen bekamen. Auf den Gipfeln der Vogesen mitten in diesem Paradies befand sich das Arbeitslager, in dem rund 22000 Menschen zwischen 1941 und 1945 den Tod fanden.
Die Lehrer hatten sich im Vorfeld auf die Führungen vorbereitet und führten uns nun in Klassen durch das Konzentrationslager.
Die Stimmung wurde schon bedrückter, als wir auf dem Weg zur Gaskammer an der Villa eines SS-Führers vorbeikamen, in der er öfters Feste gefeiert hatte, während nur ein paar Meter weiter weg die Menschen ums Überleben gekämpft hatten.
Und auf diesem Weg, den wir gerade noch mit unseren Freundinnen unbeschwert hinuntergingen... auf diesem Weg gingen Tag um Tag Menschen im Schatten ihrer Selbst, denen Freiheit, Identität, Würde und Familie genommen worden waren.
Schon beim unsicheren und vorsichtigen Betreten der Gaskammer lag ein Gefühl von Trauer und Schrecken im Raum. In einem dieser kalten Räume sahen wir tiefe Becken, in denen die Leichen damals aufbewahrt wurden; dazu hingen auch einige Bilder aus, die Menschenkörper wie achtlos dahin geworfene leblose Puppen zeigten.
Wir gingen den Hang wieder hinauf, durch ein großes mächtiges Tor hinter die dicken Stacheldrahtzäune, und standen im Lager. In der Ferne war ein Galgen zu erkennen. Eine einfache Holzkonstruktion, aber doch so mächtig. Immer öfters stellten wir uns Fragen: Wie können Menschen so grausam sein? Könnte so etwas wieder passieren? Wie konnte es überhaupt so weit kommen?!
Die Deportierten schufteten bei schlechten Bedingungen und wenig Nahrung im Steinbruch oder im Kartoffelkeller tagelang, jegliche Fluchtversuche scheiterten. Wer erwischt wurde, wurde bestraft oder öffentlich hingerichtet Wenn sie sich den Anweisungen der Nazis verwehrten, wurden dort bis zu drei Personen in kleine Nischen gesteckt, in denen sie weder sitzen noch stehen noch liegen konnten.
Die Verbrennungsöfen waren durch Renovierungsarbeiten geschlossen, dies war vielen Mädchen recht, da uns allein schon durch den Gedanken daran ein kalter Schauer über den Rücken lief. Von den einst 17 „Wohnblocks“ wurden ein paar wieder aufgebaut, in denen über das Leid der Insassen berichtet wurde. Einer dieser restaurierten Blocks wurde zu einem Museum umfunktioniert, das über Fakten und Daten des Konzentrationslagers und über ein paar Kunstobjekte verfügte. Trotz der Idylle hörte man niemanden lachen; meistens herrschte eine angemessene Stille oder man teilte seine Gedanken mit seinen Mitschülerinnen. Aber man spürte deutlich die Bestürzung und die Scham. Wir tragen zwar nicht die Schuld an den Verbrechen, sind aber diejenigen, die mit dem Geschehenen leben müssen und aus der Vergangenheit lernen sollten.
Durch die darauffolgenden freien Tage hatte man noch einmal in Ruhe Zeit, das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten. Die Exkursion war sehr aufschlussreich, aber auch sehr gefühlsintensiv, da dieser Ort etwas Anderes ist als nur eine Schwarz-Weiß-Photographie aus dem Geschichtsbuch. Es war eine notwendige Erfahrung, denn es ist einfach, aus diesem schrecklichen Geschehen zu lernen, damit so etwas nie wieder vorkommt wie an diesem so wunderschönen Ort in Frankreich, an dem ein so erschreckender dunkler Teil deutscher Geschichte liegt.
Pauline K., 9d