Terrorismusexperte Klaus Pflieger berichtet vom Terror der RAF

Wären wir aufgestanden und gegangen, hätten wir innerhalb weniger Minuten den Tatort der Ermordung Siegfried Bubacks erreicht….

Über dieses Verbrechen und insgesamt über den Terrorismus der RAF im sogenannten „deutschen Herbst 1977“ berichtete der ehemalige Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger den Schülerinnen der Kursstufen 1 und 2 in einem Vortrag an unserer Schule am Montag, den 20.Mai 2019.

Als leitender Staatsanwalt und in verschiedenen anderen Funktionen war Klaus Pflieger an der Bekämpfung und Verfolgung der RAF maßgeblich beteiligt. Dass diese Arbeit ihn auch auf persönlicher Ebene bis heute begleitet, war während des gesamten Vortrags zu spüren. Auf sehr persönliche Art erzählte er von den Aufgaben der Anwälte und konnte die Stimmung und Bedrohung, die die RAF damals in ganz Deutschland verbreitete, hervorragend darstellen.

Vor allem auf die Schwierigkeiten, die die Staatsanwälte hatten, ging Klaus Pflieger im Laufe seines Vortrags immer wieder ein. So lag den Ermittlern bereits vor dem „deutschen Herbst“ ein Dokument vor, das eine Reihe von Anschlägen erahnen ließ – doch aufgrund der verschlüsselten Sprache der RAF konnten nicht alle Anschläge vorausgesehen und verhindert werden. Einige Formulierungen, wie zum Beispiel die „Operation Margarine“, die für die versuchte Entführung Siegfried Bubacks stand, konnten erst im Nachhinein entschlüsselt werden.

Herr Pflieger erläuterte Zusammenhänge und Hintergründe der Entführung des damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer und der Lufthansamaschine „Landshut“, mit der inhaftierte RAF-Mitglieder freigepresst werden sollten, und erklärte das Handeln der staatlichen Behörden.

Immer wieder standen Richter und Anwälte bei ihren Entscheidungen zwischen den Emotionen der Opfer und ihrer Angehörigen, der Beurteilung der RAF durch die Öffentlichkeit und dem geltenden Gesetz. Aber gleichwohl ist es für Klaus Pflieger eine große Genugtuung, am Ende seines Vortrages den Sieg des Rechtsstaates über die Angriffe des Terrorismus feststellen zu können.

Wir danken Herrn Pflieger sehr herzlich für diese detailreichen Ausführungen, die Blicke „hinter die Kulissen“ und seine geduldige Beantwortung unserer Fragen.

Paula K., J1 / M. Jene

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