Exkursion des Geschichte-LKs nach Heidelberg

Am 12. Juli war der Geschichts-LK der J1 auf den Spuren des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert unterwegs. Alles begann mit einer einstündigen Bahnfahrt, die uns schließlich an den Ort des Geschehens, Heidelberg, brachte. Als Erstes fuhren wir mit der Straßenbahn zum Bismarckplatz, von dort aus ging es zu Fuß durch die Heidelberger Altstadt. Nach zehn Minuten erreichten wir das Friedrich-Ebert-Haus, in dem sich ein Museum zu Eberts Leben sowie seine Geburtswohnung befinden.  Dort angekommen, bekamen wir durch eine Führung einen Überblick über das Leben Eberts, das zugleich in einen größeren historischen Kontext eingeordnet wurde. Ausgehend von der in Heidelberg verbrachten Kindheit Eberts bietet das Museum Einblicke in die Geschichte der Arbeiterbewegung, des Kaiserreichs, des Ersten Weltkriegs, der Revolution von 1918/19 sowie der Weimarer Republik.

Die Führung begann im ersten Stockwerk des Museums, in dem sich die Ausstellung mit den frühen Jahren Eberts beschäftigt.  Dort wurde uns über Eberts familiäre Umstände sowie seine Jahre als Geselle erzählt, in denen er im Rahmen seiner Wanderschaft durch Deutschland reiste. Im zweiten (und letzten) Stockwerk wurde der politische Werdegang Eberts sowie der Erste Weltkrieg und das Krisenjahr 1923 anschaulich dargestellt. Die Ausstellung endete im Jahr 1925 mit dem Tod Eberts im Alter von 54 Jahren. Danach hatten wir die Gelegenheit, die Geburtswohnung Eberts zu besichtigen. In dieser Wohnung erblickte Friedrich Ebert am 4. Februar 1871 das Licht der Welt. Aus heutiger Sicht wirkte die 45 m² große Dreiraumwohnung (ohne Badezimmer!) sehr beengt. Es fiel uns schwer, uns vorzustellen, wie acht Personen auf so engem Raum lebten und arbeiteten. Der größte Teil der Wohnung wurde jedoch nicht als Wohnraum, sondern für die Schneiderwerkstatt des Vaters Karl Ebert verwendet. Die Führung mündete in einen Workshop zum Thema Frauenrechte. Nach spannendem Input und eifrigen Diskussionen im Friedrich-Ebert-Haus hatten wir Zeit, die eindrucksvolle Heidelberger Altstadt zu erkunden. Danach hatten wir beim Essen in der Mensa der Uni Heidelberg die Gelegenheit, ein wenig Uniluft zu schnuppern.

Der finale Punkt auf unserer Agenda war der Besuch des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Das Zentrum verfolgt das Ziel, die mehr als 600-jährige Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland zu dokumentieren. Der Schwerpunkt der Ausstellung ist dem Schicksal deutscher Sinti und Roma im nationalsozialistischen Deutschland gewidmet. Es ist die einzige Dauerausstellung weltweit, die dies tut. Um die Geschichte der Sinti und Roma den Besuchern näherzubringen, aber auch, um die Normalität vor der Machergreifung der Nationalsozialisten zu zeigen, arbeitet die Ausstellung vor allem mit Fotografien, wie z.B. Familienfotos, sowie Selbstzeugnissen der Betroffenen und Erinnerungen der Überlebenden. Jedes Stockwerk der Ausstellung, welche sich über zwei Stockwerke sowie einen Dachstuhl erstreckt, wurde so konzipiert, dass eine historische sowie architektonische Zäsur vorliegt: das erste und unterste Stockwerk schildert das tägliche Leben der deutschen Sinti und Roma sowie die Machtergreifung bzw. Machterschleichung der Nationalsozialisten, das zweite Stockwerk hat die systematische Verfolgung sowie den Völkermord durch die Nationalsozialisten zum Thema, während der Dachstuhl eine Gedenkstätte ist, um an den Völkermord an den Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten in ganz Europa zu erinnern.

An verschiedenen Orten in der Ausstellung sind Koffer aufgestellt, in denen sich Gegenstände befinden, die mit QR-Codes versehen sind, durch die die Besuchenden mehr über die Geschichten und Schicksale von Überlebenden erfahren können. So lernt man viel darüber, wie das Leben dieser Menschen nach dem durch die Nationalsozialisten verursachtem Leid sowie den Traumata weiterging.

Die Exkursion bot uns nicht nur einen tiefen Einblick in das Leben und Wirken von Friedrich Ebert, sondern ermöglichte uns auch, die historischen und sozialen Entwicklungen der Weimarer Republik und die dramatischen Veränderungen während der nationalsozialistischen Ära besser zu verstehen. Der Besuch im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma verdeutlichte uns eindrücklich das Leiden und die Verfolgung dieser Minderheit, aber auch ihre Widerstandsfähigkeit und ihren Überlebenswillen.

Genia H., J1

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